Konzertbericht vom 27.04.2014 – Musikalischer Sprung über die Elbe

Das muss ein Chor zunächst einmal unter einen Hut bringen: Klassik, Platt, Volkstümliches und Schlager!
So geschehen am Sonntag in der Hauptkirche St. Katharinen beim Konzert der Liedertafel Harmonie aus Finkenwerder, Hamburgs zweitältestem Chor.
Ca 200 Zuhörer wollten sich von der Qualität dieses Chores überzeugen und mußten nicht lange warten, denn schon mit dem Sanctus, das der 18jährige Schubert an 3 Tagen komponiert hat, setzten die Sänger um ihren Dirigenten Peter Schuldt eine erste Duftmarke. Davon sollten es noch mehrere geben.
Der Chor von der ehemaligen Elbinsel fühlte sich wie zu Hause, denn St. Katharinen war früher die Seefahrerkirche, und davon verstehen die Finkenwerderer eine Menge so Uwe Hansen, der als Moderator durch das Programm führte.
Mehr noch. Platt war früher die Umgangssprache diese Kirchengemeinde, wie der Gastgeber Pastor Engelbrecht berichtete, eine Sprache, die die Liedertafel nun wieder in die Kirche brachte und somit sprachlich an die Historie der Kirche anknüpfte.

Damit versuchte der Chor nicht nur ein Stück Geschichte wieder lebendig werden zu lassen, sondern tat es auch nach Kräften mit Sängerstimmen, wie sein 1. Vorsitzender Bodo Fischer betonte.
Beinahe ein Muss bei einem Harmonie-Konzert mit Thema Plattdeutsch sind Damper foahrn, ein Lied über das Leben auf Finkenwerder, komponiert von Peter Schuldt und getextet von Kurt Wagner, sowie der Finkenwerder Wasserturm.
Und bevor es dann in die Pause ging, sorgten Bettina und Peter Schuldt mit der Interpretation von Kummt lies de Obend, komponiert vom Finkenwerder Bassisten Holger Nowak, für Gänsehaut pur. Kompliment!
Zuvor schon hatte das Konzertensemble Arco Baleno, das die Harmonie bei ihren Konzerten begleitet, mit Haydns London Trio Nr. 1 den Klassikteil dieses ersten Durchgangs perfekt gemacht.
Nicht ganz zufällig mag die Wahl auf den Titel Gut wieder hier zu sein gefallen sein, war es doch nicht der erste Auftritt in St. Katharinen.
Die Sänger erinnerten auch stimmgewaltig an ihre Heimat Zwischen Fluss und Auen, bevor die Gruppe Fishermen´s friends´, die bei ihren Auftritten an Bord der ehemaligen HADAG Fähre Altenwerder im Traditionsschiffhafen Finkenwerder stets Garant für ein volles Haus ist, irische Traditionals erklingen ließ.
Und wer dann glaubte, den Titel When the saints go marching in schon tausendmal gehört zu haben, der sah sich getäuscht.
Die Interpretation, die die Harmonisten vor einigen Jahren von einem Auftritt in Newcastle upon Tyne mitgebracht haben, ist in ihrer Art einzig – ein weiteres Markenzeichen dieses Männerchores.
Schließlich der Gastsänger Marcelino Carrion aus Peru (fast schon ein assimiliertes Mitglied der Harmonie), der mit Guantanamera für kubanisch-karibische Klänge am Nordufer der Elbe sorgte.
Das Konzert, ein gelungener Sprung über die Elbe, diesmal in umgekehrte Richtung.
Auszugsweise entnommen aus: Neuer Ruf, Ausgabe 18 vom 03.05.2014, Autor Peter Müntz